Donnerstag, 22. September 2011

Der verlorene Tag...

Nachdem mir die Moerser Gesellschaft für Literatur nun endlich gemledet hat, dass ich nicht der Gewinner des jungen Goethes 2011 bin, kann ich ganz entspannt meinen Beitrag veröffentlichen.

Der erste Teil wird einigen vielleicht sehr bekannt vorkommen, sowie der Titel....naja, whatever, es ist noch ein bisschenwas neues dazu gekommen :)


Love always, das lyrische Ich


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Er schlug die Augen auf. Plötzlich. Schlagartig.
Die Müdigkeit fesselte ihn an das Sofa, der Rausch lähmte seine Glieder und machte sie schwer.
Irgendwas trieb ihn hoch. Er setzte sich auf, verschränkte die Hände hinter dem Kopf, streckte sich, atmete tief. Langsam, ganz langsam schob er ein Bein nach dem anderen vom grau mattierten Polster. Seine nackten Füße berührten das kalte Parkett.
Sicherer Stand.
Mühsam zwängte er sich zwischen dem Couchtisch und den geschundenen Körpern hindurch, vorbei an den gesplitterten Gläsern, über die halb leeren Flaschen hinweg, aus deren Hälsen sich langsam aber stetig tröpfelnd kleine Pfützen ergossen. Er schlich ins Bad. Er beobachtete die Spiegelung seiner Hände in den glänzenden weißen Kacheln, während seine Finger sachte, beinahe vorsichtig, ihren Weg zum Wasserhahn suchten.
Die Kälte des klaren Wassers schien das Blut in seinen Adern gefrieren lassen zu wollen. Aber soweit würde er es nicht kommen lassen. Hastig fuhr er sich mit seinen kalten Fingern durchs Gesicht. Er betrachtete sich kurz im Spiegel.
Noch ein Blick zurück: Die ersten Sonnenstrahlen fiehlen durch das große Fenster in den Raum und warfen lange Schatten an die Wände. Alles schien sich überdeutlich abzuzeichnen: Pizzastücke, Flaschen, Kronkorken,
die Scherben der gesplitterten Sektgläser. Und für einen Moment schien er es zu erkennen, zu begreifen: Dies alles war EINS.
Und er ? Er gehörte hier nicht hin. Er nahm sein Shirt von der Gaderobenstange, schlang es um seine Hüfte. Der kalte Morgenwind atmete ihm durch die Glieder, als er leise die Tür öffnete und in den Tag schaute.
Bloß los. Er zog die Tür hinter sich zu.
Er ging los.
Wohin wohl?
Egal. Hier nicht. Los.
Sonst wäre es nur wieder ein verlorener Tag
Er wollte doch nur einmal im Leben dieses Gefühl haben....

Die Knallgelben Türen der Straßenbahn schlossen sich mit einem lauten Quietschen hinter ihm, er ließ sich auf die aufgeschlitzten roten Polster fallen, schaute durch die beschmierten Fenster in die Sonne. Müde.
Sein Blick blieb an seinen Chucks haften. Er
 Drückte den Kopf gegen die Scheibe hinter ihm und die Kopfhörer tiefer in seine Ohren, immernoch die Zeilen der vergangenen Stunden im Kopf. Er wollte dort weg. Einfach weg.
Weg.
Aber es ging nicht. Seine Gedanken kehrten immer wieder zurück.
Das monotone Rattern der Bahnschwellen unter ihm fügte sich der Melodie. Die trockene Haut seiner Finger klopfte im Takt an die die Scheibe.
Er war auf der Suche.
Auf der Suche danach.
Nach dem Gefühl.

Raus aus der Bahn. Über die leere dreispurige Straße. Die weißen Linien verschwommen in den Pfützen unter straßenlaternen, deren Licht den gräulich kalten Asphalt unter seinen Füßen orangen leuchten ließ.
Rüber zum Kiosk.
Was wollte er denn ?
Er drückte die Hände an die Scheibe der Trinkhalle, versank mit den Augen in der bunten Farbwelt der Süßwaren. Wild und kunterbunt gemischt, zusammen, eng umschlungen.
Zusammen.
Heile Welt.

 Blick zum Himmel. Das nächste Gewitter flog heran, am Horizont zogen die dunkelen Wolken unter bedrohlichem Grollen auf. Seine Augenbrauen stellten sich auf wie Gänsehaut und er der Wind strich sanft durch seine Haare. 
Er mochte den Wind, den Wind in seinen Haaren, die Regentropfen auf seiner Haut, wie sie ihn befreiten vom Staub des Alltags, von der Angst.


Von der Angst allein zu sein.

(

Zum Fluss. Auf die Wise. Er war verwirrt. Er war leer. Er wusste nicht, was er wollte. Er wusste nichts.
Er wollte doch nur dabei sein.
Dabei.

)

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