Sonntag, 15. Januar 2012

Der erste Schnee I

Es war warm auf dieser Bank. Diese Bank, wo er mit ihr schon so oft gesessen hat. Die dicken weiß-weichen Flocken rieselten langsam und leise an ihnen vorrüber und gesellen sich zu ihren Freunden, die bereits ihren Platz am Boden, auf dem kleinen Stück Wiese gefunden hatten. Sie blickten auf den Fluss vor ihnen, der gemächlich doch stetig die großen hässlichen Stahlkolosse an ihnen vorbeitrug. Die Schneeflocken, die ihn sanft an der Nase anstupsten  brachten ihn unweigerlich dazu, unaufhörlich in sich hinein zu grinsen. Er nahm langsam und still die Mütze von seinem Kopf um das frische weiß mit jedem Haar spüren zu können. Für Schneeengel reichte es nicht, aber seine Schuhe zogen unwillkürlich ihre Kreise über den weiß getupften, gepflasterten Boden zu ihren Füßen. Sie zeichneten voller Hingabe Bilder, Landschaften von Liebe, Schmerz, Hoffnung, und dem Glück dieser Erde, welches er glaubte in diesem Moment gefunden zu haben.


Langsam und behutsam schlang er seinen Arm um ihre Schultern. Das einzige was seine Hände durch den dicken Mantel spüren konnt, war ihr Zittern. So starrten sie gemeinsam auf den Fluss vor ihren Nasen. Ihre nassen Haare wehten leicht im mit dem Schnee gekommenen Nordwind und zogen kleine schwarze Striche in sein Blickfeld. Wie ihm ert jetzt auffiel, war er das erste Mal ohne Handy, iPod oder Kamera unterwegs. Und wie ihm erst jetzt auffiel, machte ihm das absolut nichts aus. Den manchmal, da ist die Wirklichkeit schöner als ein Foto.
"Ich mag dich." Sie lächten. "Ich mag dich auch."

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